Dr. Johannes Pinsk (* 4. Februar 1891 in Stettin; † 21. Mai 1957 in Berlin-Dahlem) war von 1939 bis 1954 der zweite Pfarrer der Pfarrgemeinde Mater Dolorosa.
Als Nachfolger für den schwer erkrankten Pfarrer Franz Nafe kam am 1. Oktober 1939 der Studenten- und Akademikerseelsorger Dr. Johannes Pinsk zu uns in die Gemeinde. Die 15 Jahre seines Wirkens in unserer Pfarrei fielen in die angstvolle Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft mit Krieg und Unterdrückung und die entbehrungsreiche Nachkriegszeit. In einer Zeit, wo äußere kirchliche Aktivitäten längst verboten, der Tod und der materielle Verlust allgegenwärtig waren, bot er der Gemeinde Halt und Orientierung. Er zeigte der Gemeinde durch die Vermittlung seines Glaubens- und Liturgieverständnisses und die Konzentration auf das Wesentliche den Weg zur Glaubensfreude und schuf einen Ort, wo Frieden, Freude und innere Freiheit herrschten. Besonders die damalige Pfarrjugend hat Pfarrer Pinsk stark geprägt. In den Nachkriegsjahren stellte er seine Kräfte und finanziellen Mittel ganz dem Wiederaufbau der 1943 zerstörten Pfarrkirche zur kleineren Querschiffkirche zur Verfügung.
Johannes Pinsk zählt zu den wichtigen Theologen des Bistums Berlin und hat mit seinen Anregungen und Überzeugungen auch über unser Bistum hinaus viel Anerkennung gefunden. Sein ganzes Leben hat er sich für eine Erneuerung der Liturgie eingesetzt und gilt damit auch - wenn auch mit Einschränkungen, denn er befürwortete eine Erneuerung durch Erklärung und nicht eine Neuerung der Liturgie - als ein früher Wegbereiter des Zweiten Vatikanischen Konzils. Auch aufgrund seiner Verdienste und Bemühungen um das ökumenische Gespräch soll in seinem folgenden Lebensbild etwas ausführlicher auf diese Punkte eingegangen werden.
Johannes Pinsk wurde am 4. Februar 1891 in Stettin geboren, wo er auch seine Schulzeit verbrachte. Nach seinem Abitur begann er 1911, in Breslau Theologie zu studieren. Aufgrund einer ersten wissenschaftlichen Arbeit über „die Stellung des Papstes Liberius in den arianischen Streitigkeiten nach dem gegenwärtigen Stande der Quellen und deren Kritik“ wurde er bereits im Jahr 1913 von der Universität Breslau prämiert.
Am 13. Juni 1915 wurde er in Breslau zum Priester geweiht und und begann seine Kaplanstätigkeit als Dritter Kaplan in der Breslauer Pfarrei St. Heinrich. Schon nach kurzer Zeit wurde Johannes Pinsk zum Geheimsekretär von Kardinal Bertram in Breslau ernannt, kehrte aber nach gut zwei Jahren in die Seelsorge zurück und begann 1918 eine Tätigkeit als Kurat bei den Armen Schulschwestern im Mater Dolorosa Stift, als Religionslehrer und als Seelsorger von Studentinnen. Desweiteren widmete er sich auch der wissenschaftlichen Arbeit und promovierte 1923 mit einer Dissertation über die Missa Sicca (Wortgottesdienst ohne Eucharistiefeier).
Noch in seiner Breslauer Zeit lernte er über seine Kontakte zum Katholischen Akademikerverband dessen Gründer Dr. Franz-Xaver Münch und Abt Ildefons Herwegen von der Benediktinerabtei Maria Laach kennen, jener Abtei, deren Oblate Pinsk 1933 wurde. Diese beiden Führungspersönlichkeiten haben sein weiteres Leben geprägt.
So wurde Johannes Pinsk auch auf Fürsprache von Münch zum Studenten- und Akademikerseelsorger 1928 als Nachfolger von Carl Sonnenschein nach Berlin berufen. Abt Ildefons Herwegen war neben Romano Guardini und dem Laacher Mönch Odo Casel einer der großen Befürworter und Unterstützer der Liturgischen Bewegung in Deutschland, jener aus Frankreich und Belgien stammenden Bewegung, die eine Erneuerung und Vertiefung des Verständnisses der kirchlichen Liturgie unter den Gläubigen zum Ziel hatte. Diese Liturgische Bewegung, deren Anliegen auch die tätige Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie war, wurde richtungsweisend und entscheidend im Leben von Johannes Pinsk. So behandeln seine vielen Publikationen, Referate und Vorträge fast immer das für ihn zentrale Thema der Erschließung des Liturgieverständnisses und liefern theologische Begründungen für das in allen liturgischen Handlungen allgegenwärtige Christusmysterium. Schließlich hat auch Pinsk die Liturgische Bewegung entscheidend beeinflusst und weiterentwickelt.
Als begnadeter Redner und Prediger fand er in der Studenten- und Akademikerseelsorge in Berlin und bei seinen vielen Vorträgen auch deutschlandweit eine breite Zuhörerschaft. Die in einer Mietswohnung in der Schlüterstraße 72 in Berlin-Charlottenburg schlicht eingerichtete Sankt-Benedikt-Kapelle wurde durch Pinsk zu einem geistlichen Zentrum. Schon dort zelebrierte er versus populum (also „dem Volk zugewandt“), was damals noch sehr ungewöhnlich war. Viele seiner Anregungen brachten eine ganze Priester- und Laiengeneration zum Nachdenken und hatten Einfluss auf die Kirche auch über unser Bistum hinaus. 1930 übernahm Johannes Pinsk die Schriftleitung der Zeitung „Liturgische Zeitschrift“, die er ab 1934 bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten 1939 als Zeitschrift „Liturgisches Leben“ im Selbstverlag fortführte. In dieser Zeit veröffentlichte er mehr als die Hälfte seiner über 400 Schriften.
Die Verbindung von Theologie und Seelsorge war ihm wichtig. So gab es für ihn keine lebendige Theologie ohne Seelsorge und keine Seelsorge ohne eine ordentliche Theologie.
Nach seiner Ernennung zum Pfarrer von Mater Dolorosa konnte er unsere Gemeinde ganz nach seinen Grundsätzen handelnd ausbilden und formen. Sicherlich war die Umstellung vom eher volksnahen Pfarrer Franz Nafe auf den intellektuell sehr anspruchsvollen Johannes Pinsk für die Gemeinde nicht ganz einfach. Dennoch fand er in Lankwitz eine seinen Ideen und Neuerungen überwiegend aufgeschlossene und begeisterungsfähige Gemeinde vor. Sein großes theologisches Wissen bot er den Gemeindemitgliedern in zahlreichen religiösen Gemeindeabenden mit längeren Voträgen an und vermittelte ihnen sein Liturgieverständnis und die Bedeutung der mitfeiernden Gemeinde.
Dauerten die stets frei gehaltenen Fastenpredigten, die Johannes Pinsk stets selber an den Fastensonntagen mit Begeisterung der Gemeinde hielt, manchmal bis zu eineinhalb Stunden, kam es auch vereinzelt zu Unmutsäußerungen, „aber wovon das Herz voll ist, davon läuft eben der Mund über“, so zitiert ein ehemaliges Gemeindemitglied seine Antwort auf eine bezüglich der Länge an ihn gerichtete Beschwerde.
Eine liturgische Handlung ohne die Beteiligung der Gemeinde stellte für ihn einen liturgischen Widerspruch dar, und so führte er die Gemeinde zu einem aktiven Mitvollzug. Er setzte das bereits unter Pfarrer Nafe eingeführte Choralsingen dergestalt fort, dass sonntags immer ein lateinisches Hochamt gesungen wurde, in dem eine aus Jugendlichen bestehende Schola das Proprium und im Wechsel mit der Gemeinde das Ordinarium sang. Dieser Gesang verdrängte bewusst den Kirchenchor, der bisher in den Messen ohne die Miwirkung der anderen Gottesdienstbesucher gesungen hatte. Das aber widersprach der Auffassung Pinsks von der Erfordernis einer aktiven Teilnahme der Gläubigen an den liturgischen Handlungen, um so Christus zu begegnen und einen Austausch zwischen ihm und der Kirche zu vollziehen, um sein Erlösungswerk in ihr fortzusetzen. Deshalb war es ihm auch so wichtig, dass das Sanctus stets von der Gemeinde mitgesungen wurde. Aber nicht nur der Mitgestaltung der Gottesdienste durch den Kirchenchor, sondern auch dem Orgelspiel stand er stand er kritisch gegenüber. So war er nicht böse, als die Orgel bei der Ausbombung der Kirche 1943 ebenfalls zerstört wurde.
Auch das Mitsprechen beziehungsweise -singen des Ordinariums durch die Gemeinde war ein Novum.
Die offizielle Gestalt des Gottesdienstes stellte Johannes Pinsk nie infrage, sondern war immer bestrebt, alles dafür zu tun, dass die Gemeinde die offizielle Sprache der Liturgie für den Mitvollzug verstehen konnte. In seiner Konsequenz war er eigen: So sagte er eine Vertretung in einer anderen Kirche ab, als er erfuhr, dass dort im Hochamt deutsche Lieder gesungen werden sollten und keine Choralschola vorhanden war.
Schließlich führte er auch das regelmäßige Beten der Stundengebete Vesper und Komplet sowie der Karmetten in der Karwoche ein.
Durch die Zerstörung der Kirche im August 1943 bot sich Pfarrer Pinsk nun auch in Lankwitz die Gelegenheit, mit dem Ausbau des Gemeindesaales im Gemeindehaus in der Kiesstraße zum Gottesdienstraum mit einem freistehenden Altar die Messe nicht mehr mit dem Rücken zur Gemeinde zu zelebrieren, sondern versus populum - ein wichtiger Aspekt der Liturgischen Erneuerung. Denn nun war die ganze Gemeinde zum Mivollzug der heiligen Handlungen um den Altar versammelt. Beim späteren Wiederaufbau der Kirche zur Querschiffkirche im Jahr 1950 wurden liturgische Aspekte auch in der Architektur berücksichtigt: Das ehemalige Querschiff wurde zur Hauptkirche, die man über ein Atrium, den sogenannten Feierhof, betrat. Dieses unüberdachte ehemalige Hauptschiff war nach dem Vorbild des Vorhofs der Freude der Benediktinerabtei Maria Laach geschaffen worden, dessen Oblate der die benediktinische Lebensweise verehrende Pinsk war, und diente der inneren Sammlung der Gläubigen vor dem Betreten der Kirche. Neben der Abhaltung von Prozessionen wurde hier auch das Osterfeuer in der Osternacht entzündet, die in unserer Gemeinde seit dem Jahr 1946 schon zehn Jahre vor der offiziellen Reform der Heiligen Woche durch Papst Pius XII. nachts gefeiert wurde.
Der freistehende Altar mit der Aufschrift "Mons qui Christus est" („Der Berg, der Christus ist“), in den er Steine von Höhen einsetzen ließ, die für die Menschheit von großer Bedeutung waren, wie einen Stein vom Kapitol in Rom, einen von der Akropolis in Athen und einen vom Golgotafelsen in Jerusalem – auch Bundespräsident Theodor Heuss erwähnte 1950, dass von diesen drei Hügeln aus das Abendland seinen Ausgang genommen hat und geistig gewirkt ist. Hierbei wird deutlich, wie wichtig Pinsk auch der Zusammenhang zwischen Kirche und Kult in der Liturgie war, denn er vertrat die Meinung, die Formen der römisch-griechischen Kultur seien aufgrund der Geschichte Ausdruck des Geistes Christi, für den er meist den griechischen Begriff „Pneuma“ benutzte. In Mater Dolorosa schuf er seine Kultgemeinde, eine konzentrierte Gemeinde, der er die Sakramente neu erschlossen hatte, die froh im Glauben das Wesentliche in ihrem Leben erkannt hatte. Als in den fünfziger Jahren in Lankwitz neuer Wohnraum auch für die vielen katholischen Flüchtlinge geschaffen wurde, war es trotz der Bemühungen von Johannes Pinsk, die neuen Gemeindemitglieder über die Besonderheiten beim Lankwitzer Gottesdienst aufzuklären und sie für ihn zu gewinnen, für die Zugezogenen nicht ganz einfach, sich in die langjährige eingeschworene Gemeinschaft zu integrieren.
Durch die sich ständig vergrößernde Gemeinde hat sich Pfarrer Pinsk bemüht, einen weiteren Gottesdienststützpunkt in Lankwitz-Nord einzurichten, was aber erst unter seinem Nachfolger Pfarrer Werner Heltemes Wirklichkeit wurde. Aber auch aus Hochachtung und Verehrung für den großen Benediktinerfreund Pfarrer Pinsk, haben die Lankwitzer Katholiken dieser neuen Tochtergründung den Namen Sankt Benedikt gegeben.
Pfarrer Pinsk hat vielen den Weg in die Kirche erschlossen, und seine Gottesdienste wurden auch von Menschen anderer Konfessionen gern besucht.
Erfüllt von einer starken Sehnsucht nach Wiedervereinigung der Christen suchte er oft das Gespräch mit den orthodoxen Christen und Protestanten. So engagierte er sich viele Jahre als einer der wichtigsten Mitarbeiter in der 1938 gegründeten Una Sancta, einer ökumenischen Bewegung für die Einheit der Christen. Er war ein beliebter Gesprächspartner bei Podiumsdiskussionen über kontroverse Glaubensfragen. Hierbei betonte er die gemeinsame Grundlage des christlichen Glaubens, diskuierte jedoch auch immer wieder das Trennende, ohne die bestehenden Grenzen zu verwischen.
Pfarrer Johannes Pinsk war ein scharfzüngiger, manchmal auch unbequemer Diskussionspartner. Er liebte den Widerspruch und widersprach auch gerne. Seine Auffassungen vertrat er in einer geradezu kämpferisch-missionarischen Art.
Mit dem damaligen Hauptpriester der russisch-orthodoxen Kirche verband ihn eine respektvolle Freundschaft. Als Freundschaftsbeweis hat dieser unserer Gemeinde auch die schöne russische Marienikone geschenkt, die sich heute im linken Querschiff der Kirche befindet.
Aber auch mit den Juden stand er im ständigen Dialog und war einigen freundschaftlich verbunden. Er bewunderte deren Frömmigkeit, Gesetzestreue und strengen liturgischen Vorschriften. Während des Dritten Reiches soll er einigen Juden auch einen sicheren Unterschlupf vermittelt haben.
Neben aller Ernsthaftigkeit seiner Predigten und besonderen liturgischen Anliegen zeigte er sich auch als ein sehr humorvoller Mann, der auch gern über sich selbst lachen konnte. Seine damalige Pfarrhelferin Fräulein Marie-Theres Görres weiß folgende Anekdoten über Pfarrer Pinsk zu berichten: „Einmal (Anmerkung: 1942) kam er zu mir ins Bürochen und setzte langsam Schritt vor Schritt, als ob er den Staub von den Füßen schütteln müsse. Erstaunt fragte ich, was denn los wäre. Erklärung: Der Kalk rieselt unten raus, - ich bin Konsistorialrat geworden!“ oder „Des Doktors Leibesfülle war nach überstandener Kriegsnot nicht unbeträchtlich gerundet. Als er sich einmal mit dem ehemaligen Generalvikar Dr. Maximilian Prange tiefschürfend über die Form des Auferstehungsleibes spekulierend unterhielt – Prange war nicht minder füllig – kamen sie zu dem Ergebnis, die Kugelform sei die vollkommene Form, also, sie beide näherten sich ihr schon!“
Die Pfarrjugend hatte ein besonderes Verhältnis zu Pfarrer Pinsk, den sie den „Doktor“ nannten. Seine Glaubensstunden boten den Jugendlichen über Jahre hinweg einen festen und wichtigen Bestandteil der Woche. Er führte die Jugend auch an Kunst und Literatur heran und veranstaltete regelmäßig kulturelle Abende in der Gemeinde. Sein Werk Krisis des Faustischen geht auf Diskussionsabende mit der Pfarrjugend über Goethes Faust zurück und ist ihr gewidmet. Auch die Studentengemeinde der Freien Universität Berlin interessierte sich für dieses Buch und der damalige Student Lorenz Weinrich lud Pinsk 1950 zu einem Vortrag ein, der ein großer Erfolg wurde und aus dem sich eine regelmäßige Vorlesung und 1954 eine Honorarprofessur für Pinsk entwickelte.
Desweiteren animierte er die Jugendlichen zum Theaterspiel. Das Krippenspiel „Wer klopfet an?“ kam 1946 erstmalig durch die Pfarrjugend zur Aufführung und wurde bis vor kurzem in unserer Gemeinde bereits in der dritten Generation gespielt.
Oft waren die Jugendlichen auch in seiner Wohnung zu Gast und feierten zusammen Feste, wo sie auch in Hungerzeiten reich bewirtet wurden.
Durch Pfarrer Pinsk lernten die Jugendlichen berühmte und interessante Persönlichkeiten wie den Schriftsteller Werner Bergengruen und den Schauspieler Wolfgang Kühne kennen.
Noch im Kriegsjahr 1944 unternahm er mit der Mädchenchoralschola eine nachhaltig wirkende Bildungsreise nach Maria Laach, im Jahr 1947 mit der Pfarrjugend eine Fahrt nach Tangermünde und 1948 nach Havelberg.
Zum Ausgehen legte er die Priesterkleidung ab und kleidete sich wie ein „Gentleman“ mit schwarzer Melone auf dem Kopf, an den Füßen schwarze Lackschuhe mit Silberschnallen und dazu in der Hand einen schwarzen Spazierstock mit Silberknauf haltend.
Auch für die profanen Nöte von Gemeindemitgliedern in den schweren Nachkriegswintern zeigte er Verständnis und „stand am Bahnhof Lichterfelde-Ost Schmiere“, während einige Ministranten Kohlen von den Güterzügen stahlen.
Um seinen Haushalt und die Schreibarbeit seiner vielen Manuskripte kümmerte sich Maria Junk, die ihm schon seit der Breslauer Zeit zur Hand ging. Auch ihre Schwester Elisabeth, die jahrelang in der Mädchenchoralschola sang, wohnte mit im Pfarrhaus.
Auf Wunsch des Bischofs Weskamm legte er zum 30. September 1954 sein Amt als Pfarrer unserer Gemeinde nieder, um sich seinen vielfältigen anderen Verpflichtungen und Aufgaben zu widmen. Schon seit 1950 hatte er einen Lehrauftrag als Honorprofessor an der Hochschule für Musik inne, 1954 kam ein weiterer Lehrauftrag an der Freien Universität hinzu. Darüberhinaus kümmerte er sich um die Ausbildung von Priestern, hielt deutschlandweit Vorträge und war weiterhin schriftstellerisch tätig. Er wurde auch gebeten, die Predigt im Gottesdienst anlässlich der Bundesversammlung 1954 zu übernehmen. Als einer der ersten Fernsehpfarrer sprach er im Juni 1955 im ersten deutschen Fernsehen Das Wort zum Sonntag.
Mit dem bischöflichen Auftrag, die theologische und wissenschaftliche Bildungsarbeit im Bistum wahrzunehmen, erfolgte auch seine Ernennung zum bischöflichen Geistlichen Rat. Seine Schrift „Grundsätzliche und praktische Erwägungen zur christlichen Verkündigung im marianischen Jahr“ (1954) erregte er den Widerspruch von Papst Pius XII.. Erst durch Intervention von Julius Kardinal Döpfner wurde Pinsk kurz vor seinem Tod im Jahr 1957 rehabilitiert.
Die zweite und dritte Strophe des oft bei uns angestimmten Kirchenliedes Fest soll mein Taufbund immer steh‘n (Berliner Anhang, neues Gotteslob 835 / altes Gotteslob 872) hat nicht - wie in der Neuauflage vom alten Gotteslob von 1996 angegeben - Johannes Pinsk unter dem Pseudonym Johanna Engelmann veröffentlicht, sondern sie stammen von der römisch-katholischen Seelsorgehelferin Johanna Engelmann, die 1901 in der Diözese Görlitz-Cottbus geboren wurde und 1988 in Altötting gestorben ist.
Seine letzten Jahre waren zunehmend auch von Krankheit überschattet. Er starb am 21. Mai 1957 bei der Trauung des Ehepaares Schwarz-Schilling in Sankt Bernhard in Berlin-Dahlem. Die näheren Umstände sind erwähnenswert, da Johannes Pinsk ein Sterben vergönnt war, das ausdrückt, was er geglaubt und verkündet hat und woraufhin er gelebt hat. Bevor er plötzlich an den Stufen des Altars zusammengebrach, waren seine letzten an das Brautpaar gerichteten Worte die Verse aus dem Römerbrief des Apostels Paulus: „Keiner von uns lebt sich selbst, und keiner stirbt sich selbst; denn leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Wir leben nun oder wir sterben, so sind wir des Herrn. Denn dazu ist Christus gestorben und lebendig geworden, damit er sowohl über Tote als über Lebendige Herr sei.“ (Röm 14, 7-9)
Er wurde unter großer Anteilnahme der Gemeinde Mater Dolorosa auf dem Sankt-Matthias-Friedhof in Berlin-Tempelhof beigesetzt. Seit 1997 befindet sich sein Grab in einer gemeinsamen Grablege mit seinem Vorgänger Franz Nafe und sein Nachfolger Werner Heltemes.