Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz

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Gedenken an den 24. August 1943

Von Barbara Saß-Viehweger

Die Ruine der Pfarrkirche Mater Dolorosa 1943

In den frühen Morgenstunden des 24. Augusts 1943 wurde unsere Kirche von zwei Phosphorbrandbomben getroffen und brannte völlig aus - nur die Außenmauern und die Labradorsäulen blieben erhalten. Durch tatkräftigen Einsatz von Pfarrer Johannes Pinsk, Kaplan Norbert Schulz und Gemeindemitgliedern sowie mit der Hilfe von Nachbarn konnte das Übergreifen des Feuers auf Sakristei und Pfarrhaus verhindert werden.

Die Säulenreihe am rechten Seitenschiff

Bis zum Ende des zweiten Weltkriegs war Gottesdienst damals nur in der Sakristei möglich, ab 1945 stand dann das Gemeindehaus in der Kiesstraße – eine Baracke an der Stelle, an der sich heute Neubauten befinden - zur Verfügung.

Mancher mag denken, es sei unsinnig, an diese zerstörerischen Ereignisse heute zu erinnern: wie viel besser wäre es doch, Freudigeres zu feiern. Doch bei Niemandem: keinem Menschen, keiner Gemeinde und auch nicht bei einem Gebäude kann die Geschichte hinweggedacht werden, ohne dass dieses Gebäude, dieser Mensch, diese Gemeinschaft wesentlicher Eigenschaften verlustig ginge. Zu diesem Gotteshaus gehören Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau ebenso wie die Gebete der Vielen, die im Laufe der Jahrzehnte hier das Gespräch mit Gott suchten.

Die Pfarrchronik für 1943 verzeichnet folgenden Eintrag:

„Um dreiviertel eins begann eine eineinhalb Stunden dauernde Bombardierung unseres Stadtteils. … Bald war der Himmel rot und grau von Feuer und Rauch. Auch die Kirche geriet in Brand. Schnell wurde das Allerheiligste in Sicherheit gebracht. Löschversuche waren mangels größerer Wassermengen erfolglos, auch die Feuerwehr konnte nicht helfen. Man musste sich darauf beschränken, ein Übergreifen des Feuers auf Pfarrhaus und Sakristei zu verhüten. … Währenddessen brannte die Kirche vollständig nieder, der Turmhelm stürzte ein. Die Umfassungsmauern und die Labradorsäulen blieben stehen.“

Stehen geblieben sind damals die Säulen, die wir noch heute sehen können. Diese Säulen,- obwohl vom Bauherrn der Kirche, dem Lichterfelder Pfarrer Maximilian Beyer preisgünstig aus einer Konkursmasse erworben,- bei der Errichtung der Kirche für manche als vermeintlich überflüssiger Prunk ein Ärgernis, erwiesen sich nun als standhaftes und beständiges Element des Gotteshauses: eine Eigenschaft, die sie glücklicherweise auch im Laufe der folgenden Jahrzehnte gegenüber so manchen Umgestaltungsideen an den Tag legten. Sie erweisen sich damit wie alle Säulen in Sakralbauten als ein Sinnbild für die Vereinbarkeit des Verwurzeltseins in der Erde mit dem Streben nach dem Himmel. Sie sind zugleich aber auch ein Sinnbild dafür, dass diese Kirche ebenso wie alles Menschenwerk niemals fertig werden, sondern immer etwas Wachsendes und sich Entwickelndes bleiben wird und muss.

75 Jahre später,konnten wir Gottesdienst in einer wieder aufgebauten und schön gestalteten Kirche feiern und haben allen Grund, dafür Gott dem Herrn und allen denen, die im Laufe der Jahrzehnte unter vielen Mühen daran mitgewirkt haben, dankbar zu sein.

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