Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz

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Zur Geschichte von Mater Dolorosa

Von Ursula Storck

Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz

Wie schön, daß Sie etwas über die katholische Kirchengemeinde Mater Dolorosa wissen möchten. In Berlin gibt es zwei katholische Kirchen, die der Mater Dolorosa (Schmerzensmutter) geweiht sind: eine kleine, an der nordöstlichen Stadtgrenze gelegen, im Ortsteil Buch, Dekanat Weissensee, in unmittelbarer Nähe des Klinikums Buch und, im Süden Berlins, im Dekanat und Bezirk Steglitz, Ortsteil Lankwitz in der Kurfürstenstraße 59, die zweite. Und über diese katholische Kirche, ihre Geschichte, das „Umfeld“ und die Gemeinde, die sich hier versammelt mit ihren vielfältigen Aktivitäten wollen wir Ihnen einige Informationen zum Kennenlernen anbieten.

Geschichte

Ende des 19. Jahrhunderts zog Berlin aus allen Teilen Deutschlands und vor allem aus Schlesien und Ostpreußen Menschen an, die hier Arbeit zu finden hofften. Es waren auch viele Katholiken darunter, so dass die wenigen Orte, an denen ein katholischer Gottesdienst gefeiert werden konnte, bald zu klein wurden. Damals hatten heute eng mit Mietshäusern bebaute Ortsteile noch dörflichen Charakter. Sie waren rings von Feldern umgeben. Erst 1895 gibt es eine Eisenbahnstation in Lankwitz. Ab 1902 fährt die erste elektrische Straßenbahn durch Lankwitz und 1903 wird in der Dessauerstraße das Tierasyl eröffnet.

Die verbesserten Verkehrsverhältnisse ermöglichen vielen Menschen, sich im sicher noch idyllischen Süden anzusiedeln und viele neue Miethäuser, Villen, Einfamilienhäuser und Kleingärten entstehen.

Die Kapelle in der ebenfalls 1903 gegründeten „Wöchnerin-Zuflucht zur Heiligen Monika” wird bald zu klein für die vielen Katholiken.

Nach etwa einjähriger Bauzeit kann im September 1912 die neue katholische Kirche eingeweiht werden, die den Namen Mater Dolorosa erhält. Noch ist Mater Dolorosa Kuratie, also eine noch unselbständige Gemeinde.

Um diese Zeit entstehen eine Reihe repräsentativer Kirchbauten beider Konfessionen im heutigen Bezirk Steglitz, deren mehrere mit ihrem roten Backstein an märkische Klosterbauten errinnern.

Portikus

Die Kirche Mater Dolorosa zeigt dagegen Elemente einer römischen Basilika mit ihrer imposanten Säulenvorhalle, den niedrigeren Seitenschiffen und dem etwas erhöhten Chorraum. Säulen aus schwarzem schwedischen Granit (zu einem Spottpreis aus einer Konkursmasse erworben und ursprünglich für ein Offizierskasino bestimmt!) tragen das Hauptschiff. Ein in römischer Tradition mit Kassetten versehenes Tonnengewölbe krönte den Innenraum und unter einem niedriger gelegten Tonnengewölbe über dem Hochaltar fand wenige Jahre später in einer Nische über dem Hauptaltar eine Marmorstatue der Pietà (Maria mit dem Leichnam Jesu) ihren Platz.

1921 wird aus der Kuratie Mater Dolorosa eine selbständige Pfarrei.

Vom 23. auf den 24. August 1943 wird die Kirche ein Raub der Flammen: bei einem schweren Bombenangriff, der diesmal dem Süden Berlins gilt, wird ganz Lankwitz verwüstet und Teile von Lichterfelde werden schwer getroffen.

Der bekannte Theologe Johannes Pinsk, seit 1939 Pfarrer in Mater Dolorosa, steht nun vor der Aufgabe, der Gemeinde wieder zu einem würdigen und ausreichenden Gottesdienstraum zu verhelfen. In einer als Gemeindehaus genutzten Baracke unweit der zerstörten Pfarrkirche, auf dem Gelände des Sankt Monikastiftes, versammelt sich die Gemeinde sonntags zur Feier der Liturgie. Pfarrer Pinsk kann 1950 einen Teilaufbau der Kirche realisieren. Dabei wird das Querschiff mit einer Wand zum Hauptschiff hin geschlossen. Endlich steht wieder eine würdige, wenn auch stark verkleinerte Kirche der Gemeinde zur Verfügung. Das ehemalige Hauptschiff der Kirche wird als nicht überdachtes Atrium, als „Feierhof“ gestaltet. Es kann so zum Beispiel eine wundervolle 'Kulisse' für das Osterfeuer in der Osternacht bieten. Die geschnitzten Türen gestaltet ein renommierter Holzbildhauer, sie sind bis heute erhalten.

Raimund Szafranski, einem tüchtigen Architekten, der zur Gemeinde gehört, ist es zu verdanken, daß wir die Kirche in ihrer heutigen ansprechenden Gestaltung erleben dürfen. Er beseitigte die nicht geglückten Umbauten der späten sechziger Jahre. Sie hatten zwar das Hauptschiff wieder als Kirche benutzbar gemacht, aber das ursprüngliche Konzept des Architekten Hehl von 1911 allzu sehr verstümmelt. In der Farbgebung dominierte Grau.

Raimund Szafranski öffnete den Altarraum wieder zum Hauptschiff hin, ließ die beim Brand lädierten Säulen, die man mittels Sandstrahl ihrer Politur beraubt hatte, um die Spuren der Zerstörung weniger sichtbar erscheinen zu lassen, seidenmatt aufarbeiten und ein Band von drei gewölbten Fenstern im Chorobergaden freilegen, das durch die Wand, vor der einst die Pieta gestanden hatte, verdeckt worden war. Die (notgedrungen!) heute nicht mehr gewölbte Decke wurde mit Holzbalken verkleidet.

Drei Bögen, einer vor dem Altarraum, zwei zu den Querschiffen, wurden konstruiert und erinnern an die einstige, aufwendige Deckenwölbung.

40 Jahre nach ihrer Zerstörung konnte so der Gedanke der römischen Basilika, die den Architekten Hehl einst inspiriert hatte, in der Kirche wieder sichtbar gemacht werden.

Die drei Fenster in der westlichen Chorwand wurden von Helmut Nitzsche 1985 als Durchblick in das „Himmlische Jerusalem“ gestaltet, das in der Geheimen Offenbarung des Johannes so eindringlich und prächtig beschrieben wird. Bei Tageslicht, ohne zusätzliche Beleuchtung, erscheint der Kirchenraum in mystisches Dunkel gehüllt. An hohen Festtagen werden diese Fenster zusätzlich von außen mit Scheinwerfern beleuchtet und so die intensiven Farben zum festlichen Leuchten gebracht.

Die wuchtige Säulenvorhalle, die sich auf einem Sockel erhebt, zu dem von zwei Seiten eine Treppe hinaufführt, blieb zum Glück von der Zerstörung relativ verschont, ebenso die mit Kupferplatten verkleideten drei Eingangstüren, denen Löwen als Türklinken dienen. Im Tympanon über der Turmtür wird die Mater Dolorosa in der Gloriole von zwei knieenden Engeln flankiert.

Turmkreuz

Seit dem 5. August 1999 hat der Turm, zur großen Freude von Pfarrer Schlede, endlich wieder ein Kreuz! Dringende Sanierungsarbeiten am Turm boten die günstige Gelegenheit, im Turmdach die Halterung für ein Kreuz einzubauen. Die ohnehin notwendige Rüstung konnte so auch für die Kreuz-Montage verwendet werden. Dadurch wurden die Kosten erheblich reduziert. Die Gemeinde unterstützte den Wunsch des Pfarrers mit großzügigen Spenden. Das Kreuz wurde ebenfalls von Raimund Szafranski entworfen. Planung, Statik und Montage übernahm die Firma ikp, die Ausführung des Kreuzes selbst, die Firma Anders, Metallbau.

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