Mater Dolorosa Berlin-Lankwitz

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Ablauf der Karmetten

Zwei Lichtrechen mit je sieben Kerzen auf dem Altar - in der Mitte die Christus-Kerze vor dem mit einem violetten Vorhang verdeckten Kruzifix

Von Markus Bautsch, Februar 2015

Die Feier der Karmetten als Gottesdienste in der Karwoche hat in der Pfarrkirche Mater Dolorosa seit 1940 Tradition1).

Für die Karmetten liegen seit den frühen 1980er Jahren Textbücher mit dem Titel Trauermetten in der Karwoche in deutscher Sprache aus, die auf den liturgischen Büchern der unterfränkischen Benediktinerabtei Münsterschwarzach beruhen und von den Liturgischen Instituten Trier - Salzburg - Zürich herausgegeben wurden. Die musikalische Bearbeitung haben die beiden Benediktinerpatres Godehard Joppich (*1932) und Rhabanus Erbacher (*1937) vorgenommen.

Die Trauermetten beziehungsweise Karmetten werden als Gebetszeiten der Liturgie des Stundengebets von der Choralschola gestaltet und gliedern sich in das Invitatorium, die Lesehore und die Laudes. Diese Gottesdienste werden manchmal auch mit dem lateinischen Wort Tenebrae bezeichnet, was mit Finsternis, Dunkelheit, Zweifel, Versteck oder Unklarheit übersetzt werden kann. Die Anwesenheit eines Priesters ist bei Stundengebeten nicht Voraussetzung.

Vor den Gottesdiensten am Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag jeweils um 8:00 Uhr in der Frühe werden auf dem ungeschmückten Altar zwei nach außen hin abfallende Lichtrechen mit je sieben Kerzen aufgestellt und angezündet, die den elf Jüngern Jesu und den drei Marien entsprechen2). Der Kreuzweg hat ebenso viele Stationen wie die beiden Lichtrechen Kerzen haben. Zwischen den beiden Lichtrechen steht eine weitere, größere brennende Kerze, die Christus-Kerze.

Invitatorium

Versikel

Zu Beginn des Gottesdienstes und vor der ersten Gebetszeit erklingt nach dem Einzug der Choralschola und der Ministranten die Eröffnung mit dem gesungenen Versikel nach dem Psalm 51,17:

Vorsänger: Herr, öffne meine Lippen.

Antwort: Damit mein Mund dein Lob verkünde.

Antiphon Psalm 95

Danach folgt eine Antiphon im Kirchenton II, die jeweils mit dem Text „kommt, wir beten ihn an“ endet.

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Christus, der Herr, wurde für uns versucht und hat für uns gelitten Christus, der Sohn Gottes, hat uns mit seinem Blut erkauft Christus, unser Herr, hat für uns den Tod erlitten und wurde ins Grab gelegt

Die Antiphon wird zwischen von der Choralschola vorgetragenen Versen des Psalms 95

Psalms 95 ("Kommt, lasst uns jubeln vor dem Herrn und zujauchzen dem Fels unseres Heiles")

und nach der anschließenden Doxologie

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit
und in Ewigkeit. Amen.

wiederholt, und ein Ministranten löscht zum Abschluss die erste Kerze.

Lesehore

Tenebrae-Leuchter auf dem Altar zum Beginn der Lesehore

Die Lesehoren der Kartage, die als Stundengebetszeit in der Liturgie dem Nachtgebet (genauer: der Matutin) entsprechen, schließen sich unmittelbar an das Invitatorium an. Sie gliedern sich in einen Hymnus, drei Antiphonen mit Psalmen, die im Wechsel zwischen der Choralschola und der Gemeinde gesungen werden, und drei Lesungen aus den Klageliedern des Jeremias mit entsprechenden Antwortgesängen. Wegen der Fastenzeit werden die Lesehoren nicht mit einem Te Deum laudamus (Dich Gott loben wir) abgeschlossen.

Hymnus Heilig Kreuz, du Baum der Treue

Die Lesehoren beginnen mit drei Strophen des Hymnus „Heilig Kreuz, du Baum der Treue“ und der Doxologie. Die ersten drei Strophen sind Nachdichtungen der achten („Crux fidelis“), neunten und zehnten Strophe des frühmittelalterlichen Hymnus „Pange, lingua, gloriosi proelium certaminis“ („Besinge, Zunge, den Kampf des glorreichen Wettstreits“) von Venantius Fortunatus. An jedem der drei Kartage wird der Text auf einer anderen Melodie des über sechshundert Jahre jüngeren Hymnus „Pange, lingua, gloriosi corporis mysterium“ („Preise, Zunge, das Geheimnis dieses Leibs voll Herrlichkeit“) gesungen, der dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin (1225–1274) zugeschrieben wird und der von dem älteren Text inspiriert ist. Das „Tantum ergo Sacramentum veneremur cernui“ („Darum lasst uns tief verehren ein so großes Sakrament“) ist die fünfte Strophe dieses Hymnus.3)

Die vier Strophen werden in der Lesehore im Wechsel zwischen der Choralschola und der Gemeinde gesungen, wobei an jedem Tag eine andere Melodie verwendet wird.

Melodie Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Gotteslob, neu 492,
Jesus, du bist hier zugegen
495, Sakrament der Liebe Gottes
493,
Preise, Zunge, das Geheimnis
Gotteslob, alt 848 (Berliner Anhang),
Tantum ergo Sacramentum
541,
Tantum ergo Sacramentum
543,
Pange, lingua, gloriosi
Liber Usualis 1954 957 / 954
Graduale Romanum 1973 170 / 850 / 857
Noten

Heilig' Kreuz, du Baum der Treue,
edler Baum, dem keiner gleich,
keiner so an Laub und Blüte,
keiner so an Früchten reich:
Süßes Holz, o süße Nägel,
welche süße Last an euch!

Beuge, hoher Baum die Zweige,
werde weich an Stamm und Ast,
denn dein hartes Holz muss tragen
eine königliche Last;
gib den Gliedern deines Schöpfers
an dem Stamme linde Rast.

Du allein warst wert, zu tragen
aller Sünden Lösegeld,
du, die Planke, die uns rettet
aus dem Schiffbruch dieser Welt,
du gesalbt vom Blut des Lammes,
Pfosten, der den Tod abhält.

Lob und Ruhm sei ohne Ende
Gott, dem höchsten Herrn, geweiht.
Preis dem Vater und dem Sohne
und dem Geist der Heiligkeit.
Einen Gott in drei Personen
lobe alle Welt und Zeit.

Amen.

Der Hymnus wird mit der Doxologie und einem Amen abgeschlossen, und die zweite Kerze wird gelöscht.

Drei Antiphonen

Erste Antiphon

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Ich bin müde vom Rufen, mir versagen die Augen, während ich warte auf meinen Gott. Die Könige der Erde stehen auf, die Großen haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten. Ich lege mich nieder und ruhe in Frieden.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Psalm 69,4 Psalm 2,2 Psalm 3,6 und Psalm 4,9
Kirchenton IV I IV
Psalm im Wechsel Psalm 69,1-13 Psalm 2 Psalm 4

Der Psalm wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die dritte Kerze wird gelöscht.

Zweite Antiphon

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Sie gaben mir Galle als Speise und reichten mir Essig in meinem Durst. Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. Mein Leib ruht in sicherer Hoffnung: du gibst mich der Unterwelt nicht preis.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Psalm 69,22 Psalm 22,194) Psalm 16,9B und 16,10A
Kirchenton I IV II
Psalm im Wechsel Psalm 69,14-22 Psalm 22 Psalm 16

Der Psalm wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die vierte Kerze wird gelöscht.

Dritte Antiphon

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Ihr, die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf. Die mir nach dem Leben trachten, legen mir Schlingen, die mein Unheil suchen, planen Verderben. Hebt euch, ihr uralten Pforten, es kommt der König der Herrlichkeit.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Psalm 69,33B Psalm 38,13 Psalm 24,7
Kirchenton II II VIII
Psalm im Wechsel Psalm 69,30-37 Psalm 38 Psalm 24

Der Psalm wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die fünfte Kerze wird gelöscht.

Drei Lesungen

An den drei Kartagen gibt es insgesamt neun Lesungen mit Klageliedversen aus dem Buch Jeremia, die solistisch im Gregorianischen Gesang vorgetragen werden. Die erste und die letzte beginnen mit dem Text „Incipit Lamentatio Jeremiae Prophetae“ („Es beginnt das Klagelied des Propheten Jeremias“):

Incipit lamentatio Jeremiae Prophetae

Alle Lesungen enden mit dem Text:

Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum
(Jerusalem, Jerusalem, kehre um zum Herrn, Deinem Gott)

Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum

Die Melodien sind nicht in den ursprünglichen gregorianischen Kirchentonarten, aber genauso wie diese heptatonisch, also mit einem Tonvorrat von sieben verschiedenen Tönen komponiert. Die authentischen5), also von der Tonhöhe nicht unter den Schlusston gehenden Kompositionen sind auf dem Grundton F notiert und haben einen Ambitus von nur einer Quarte (von F bis B molle, dem um einen Halbton erniedrigten B durum, die in der deutschen Notation den Tönen B und H entsprechen). Für die letzte Lesung am Karsamstag gibt es als Alternative noch eine aufwendiger gestaltete Komposition mit einem Ambitus von einer Oktave (von E bis e). In dieser plagalen6), also von der Tonhöhe auch deutlich unter den Schlusston gehende Komposition wechseln die Schlusstöne zwischen G bei den Halbversen und A am Versende. Dies wird auch als Wanderton oder Tonus peregrinus (= fremder Ton) bezeichnet.

In den ersten vier Kapiteln der Klagelieder - also außer bei der letzten Lesung am Karsamstag aus dem letzten, fünften Kapitel - werden den Versen in der Vulgata und auch im Vortrag die hebräischen Anfangsbuchstaben vorangestellt, um die ursprüngliche Form der sogenannten Abecedarien deutlich zu machen, bei denen die Verse mit aufeinanderfolgenden Buchstaben beginnen. Im dritten Kapitel der Klagelieder werden die einzelnen Buchstaben bei den Versbeginnen immer drei Mal hintereinander verwendet. In den folgenden Tabellen sind die Buchstabenbezeichnungen aus dem Choralbuch Liber Usualis dargestellt, und gegebenfalls steht die heute gebräuchliche Schreibweise mit lateinischen Buchstaben in Klammern dahinter.

Erste Lesung

Klagelieder Jeremias Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Deutsch 1,1 - 1,5 2,8 - 2,11 3,22 - 3,30
Lateinisch 1,1 - 1,5 2,8 - 2,11 3,22 - 3,30
Hebräisch 1,1 - 1,5 2,8 - 2,11 3,22 - 3,30
Initialen des hebräischen Textes Aleph, Beth, Ghimel (Gimel), Daleth, He Heth (Chet), Teth (Tet), Jod, Caph (Kaph) 3 x Heth (Chet), 3 x Teth (Tet), 3 x Jod
Liber Usualis 626 628 631

Hörbeispiel der ersten Lesung vom Gründonnerstag:

Am Ende der Lesung wird die sechste Kerze gelöscht. Nach der Lesung wird das Responsorium „Wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt, ist der Herr geworden“ (vergleiche Buch Jesaja 53,7) im zweiten Kirchenton gesungen:

II: Wie ein Lamm, das man zur Schlachtbank führt, ist der Herr geworden.
Er verstummte und tat seinen Mund nicht auf.
Sein Leben gab er in den Tod, um sein Volk zu erlösen.
:II
Er gab sein Leben dahin und wurde unter die Verbrecher gerechnet.
Um sein Volk zu erlösen.

Zweite Lesung

Klagelieder Jeremias Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Deutsch 1,6 - 1,9 2,12 - 2,15 4,1 - 4,6
Lateinisch 1,6 - 1,9 2,12 - 2,15 4,1 - 4,6
Hebräisch 1,6 - 1,9 2,12 - 2,15 4,1 - 4,6
Initialen des hebräischen Textes Vau7) (Waw), Zain (Zajin)8), Heth (Chet), Teth (Tet) Lamed, Mem, Nun, Samech9) Aleph, Beth, Ghimel (Gimel), Daleth, He, Vau10) (Waw)
Liber Usualis 669 671 673

Am Ende der Lesung wird die siebente Kerze gelöscht. Nach der Lesung wird das Responsorium „Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren“ (vergleiche Römerbrief 3,22-23) im ersten Kirchenton gesungen.

II: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren.
Wir werden gerecht, dank seiner Gnade durch die Erlösung in Christus Jesus.
Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut.
:II
Wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht.
Ihn hat Gott dazu bestimmt, Sühne zu leisten mit seinem Blut.

Dritte Lesung

Klagelieder Jeremias Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Deutsch 1,10 - 1,14 3,1 - 3,9 5,1 - 5,11
Lateinisch 1,10 - 1,14 3,1 - 3,9 5,1 - 5,11
Hebräisch 1,10 - 1,14 3,1 - 3,9 5,1 - 5,11
Initialen des hebräischen Textes Jod, Caph (Kaph), Lamed, Mem, Nun 3 x Aleph, 3 x Beth, 3 x Ghimel (Gimel) -
Liber Usualis 715 717 (719) 721

Hörbeispiel der dritten Lesung vom Karsamstag im Tonus peregrinus:

Am Ende der Lesung wird die achte Kerze gelöscht.

Laudes

Die Laudes der Kartage, die als Stundengebetszeit in der Liturgie dem Morgenlob entsprechen, schließen sich unmittelbar an die Lesehoren an. Sie beginnen wie diese mit drei Antiphonen, von denen die erste und dritte mit Psalmen und die zweite mit einem Canticum (das ist ein Bibeltext, der nicht aus dem Psalter stammt) gesungen wird - ebenfalls im Wechsel zwischen der Choralschola und der Gemeinde. Nach einer kurzen Schriftlesung folgt die gregorianische Antiphon „Christus factus est pro nobis“ („Christus ward für uns“), die von der Choralschola vorgetragen wird. Zum Ende der Laudes folgen – wie allgemein üblich – das Loblied „Benedictus“ im Wechselgesang zwischen der Choralschola und der Gemeinde, die Bitten, das gemeinsam gesungene Vaterunser, das Tagesgebet und der Segen.

Drei Antiphonen

Erste Antiphon

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Sieh her, mein Gott, verbirg nicht dein Gesicht, denn mir ist angst; erhöre mich bald. Seinen eigenen Sohn hat Gott nicht verschont: er hat ihn hingegeben für uns alle. Sie klagen um ihn, wie man klagt um den eigenen Sohn; denn er wurde getötet - und war doch ohne Schuld.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Psalm 80 Römer 8,32 Sacharja 12,10
Kirchenton VIII VI II
Psalm im Wechsel Psalm 80 Psalm 51 Psalm 64

Der Psalm wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die neunte Kerze wird gelöscht.

Zweite Antiphon

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Gott ist mein Retter, ihm will ich vertrauen und niemals verzagen. Jesus Christus hat uns geliebt und durch sein Blut befreit von unsern Sünden. Vor den Pforten der Unterwelt rette mein Leben, o Herr.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Buch Jesaja 12,1B+2B Epheser 1,7, Epheser 5,2, Römer 5,8+9, Kolosser 1,20, 1. Brief des Apostels Johannes 1,7 und Offenbarung 1,5 Buch Jesaja 38,10 und 38,20
Kirchenton VI II I
Canticum im Wechsel Buch Jesaja 12,1-6 Buch Habakuk 3,2-4 und 3,13-19 Buch Jesaja 38,10-20

Das Canticum wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die zehnte Kerze wird gelöscht.

Dritte Antiphon

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Mit bestem Weizen nährt uns der Herr und sättigt und mit Honig aus dem Felsen. Dein Kreuz, o Herr, verehren wir und deine heilige Auferstehung preisen und rühmen wir; denn siehe durch das Kreuz des Holzes kam Freude in alle Welt. Ich war tot, doch ich lebe in Ewigkeit. Ich habe die Schlüssel des Todes und der Unterwelt.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Psalm 81,17 Antiphon der Karfreitagsliturgie „Crucem tuam adoramus, Domine Offenbarung 1,18
Kirchenton VIII IV III
Psalm im Wechsel Psalm 81 Psalm 147,12-20 Psalm 150

Der Psalm wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die elfte Kerze wird gelöscht.

Kurzlesung

Nach der Kurzlesung wird die zwölfte Kerze gelöscht.

Antiphon Christus factus est

Im Anschluss an die Kurzlesung singt die Choralschola die gregorianische Antiphon „Christus factus est pro nobis“ (Kirchenton V) auf den Text aus dem Brief des Paulus an die Philipper 2,8–9. Diese Antiphon wird auch in der Liturgie des Abenmahls am Gründonnerstag als Zwischengesang (Graduale) vorgetragen.

Der Text wird an jedem Tag der Karmetten entsprechend des Fortschreitens der in Erinnerung zu rufenden Ereignisse im Umfang zunehmend vorgetragen:

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Text Christus factus est pro nobis obediens usque ad mortem + Mortem autem crucis + Propter quod et Deus exaltavit illum et dedit illi nomen, quod est super omne nomen
Übersetzung Christus ward für uns gehorsam bis zum Tod + Bis zum Tod am Kreuz + Daher hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen

Nach der Antiphon wird die dreizehnte Kerze gelöscht.

Antiphon Benedictus

Das Benedictus („Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn Er hat Sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen.“) wird ebenfalls als Antiphon gesungen, wobei die aufsteigenden Intonationen nicht nur beim ersten Vers - wie bei den Psalmversen und bei den Versen der Cantica -, sondern bei jedem Vers gesungen werden, um diesen Lobgesang noch feierlicher zu gestalten. Der Text stammt aus dem Lukasevangelium 1,68–79, wo Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, Gott für die wunderbare Geburt seines Sohnes dankt.

Gründonnerstag Karfreitag Karsamstag
Antiphon Mit Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Ostermahl mit euch zu halten, bevor ich leide. Über seinem Haupte befestigten sie eine Inschrift: Jesus von Nazareth, der König der Juden. Retter der Welt, errette uns! Du hast uns erlöst durch dein Kreuz und dein Blut. Hilf uns, Herr, unser Gott.
Antiphon, vergleiche Bibelstelle Lukasevangelium 22,15 Johannesevangelium 19,19 Johannesevangelium 4,42, 1. Brief des Apostels Johannes 4,14, Kolosser 1,20 und Offenbarung 1,5
Kirchenton II IV II

Das Benedictus wird mit der Doxologie abgeschlossen, und die vierzehnte Kerze wird gelöscht.

Bitten

Die jeweils fünf Bitten der Kartage werden von der Gemeinde mit dem gesungenen Text „Herr, erbarme dich unser“ beantwortet.

Vaterunser

Nach der Einladung durch den Kantor mit den Worten „Lasset uns beten, wie der Herr uns gelehrt hat“, singt die Gemeinde gemeinsam mit der Choralschola das Vaterunser.

Abschluss

Zum Abschluss folgen ein Tagesgebet, der Segen und der Friedensgruß.

Die einzig noch brennende Christus-Kerze wird am Gründonnerstag sowie am Karfreitag stehen gelassen und am Karsamstag beim Auszug von einem Ministranten hinausgetragen.

2)
Zur Bedeutung der Zahl Sieben siehe auch: Dialoge zwischen Anteus und Tiro
5) , 6)
Zu den authentischen und plagalen Ausprägungen der vier Kirchentonarten siehe auch: Über das Ethos der Kirchentöne und Grundlagen des Gregorianischen Gesangs - Modus
7) , 8) , 10)
Aussprache mit weichem Anlaut.
9)
Aussprache mit scharfem, stimmlosen Anlaut.
musik/ablauf_der_karmetten.txt · Zuletzt geändert: 2022/03/07 09:28 von mbautsch