Von Ursula Storck
Am 1. April 2011 besteht die Gemeinde Mater Dolorosa 100 Jahre: Am 1. April 1911 wurde Mater Dolorosa zur Kuratie erhoben und Pfarrer Franz Nafe als Seelsorger eingesetzt. Aus diesem Anlass gab der MendelssohnKammerChor Berlin auf Einladung der Stiftung Mater Dolorosa am 20. März 2011 ein Konzert zum Auftakt des Jubiläumsjahres in der vollbesetzten Kirche, das unter dem Motto stand: „Jesu, meine Freude“.
Das anspruchsvolle Programm umfasste Werke von Johann Sebastian Bach, Franz Schreker und Arnold Mendelssohn. Komplettiert wurde es durch Orgelmusik von Johann Sebastian Bach und Arnold Mendelssohn.
Die vorzüglich geschulten Stimmen der Sängerinnen und Sänger machten schon das unumgängliche „Ansummen“ vor dem jeweiligen Werk zum Vergnügen für die Ohren! Nur das hohe Niveau, das die Sängerinnen und Sänger erreicht haben, erlaubt es ihnen, so anspruchsvolle und selten gehörte Werke wie die a cappella Chöre „Auf dem Gottesacker“, „Vergangenheit“ und „Gesang der Armen im Winter“ von Franz Schreker zu gestalten oder das komplexe Werk ihres Dirigenten Volkher Häusler: „Orgel aus Staub“.
Die Sängerinnen und Sänger folgten hochkonzentriert jedem Wink des Dirigenten.
Der Bachchoral „Freuet euch, ihr Christen alle“ leitete den Konzertabend ein, dem die Werke von Schreker und Mendelssohn folgten. Fortgesetzt wurde das Konzert nach einer kleinen Pause mit dem Choral „Nun ruhen alle Wälder“ nach dem Gedicht von Paul Gerhardt. Ganz besonders anrührend fand ich die Gestaltung der vorletzten Strophe, die früher ein beliebtes Abendgebet evangelischer Kinder war: „Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude und nimm dein Küchlein ein. Will Satan mich verschlingen, so lass die Engel singen: dies Kind soll unverletzet sein.“ So war es nur logisch, die „Rolle“ des betenden Kindes einem Solo-Sopran anzuvertrauen. Man hörte die Flügel der Engel leise rauschen als der Chor anrührend sanft antwortete: „dies Kind soll unverletzet sein.“
Ein weiterer Höhepunkt war die Komposition „In Croce“ für Cello und Orgel. Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina, geboren 1931, ist tatarischer Abstammung und lebt heute in Hamburg. Die junge Cellistin Inken Ewertsen vom Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus und der aus England stammende Organist Jack Day gestalteten das Werk sehr eindrucksvoll. Ein Zuhörer formulierte seinen Eindruck so: man konnte das Leiden Christi wirklich nachvollziehen. Eine andere Zuhörerin war von der jungen Cellistin hellauf begeistert.
Die fünfstimmige Motette „Jesu, meine Freude“, das Motto des Programms, bildete den Abschluss eines genußreichen Konzertabends. Kristallklar die Frauenstimmen im 4. Teil: „Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht…“, die das sanfte Wehen des Geistes so zart gestalteten. Im dramatischen Gegensatz dazu, die gleich darauf folgende kämpferische dritte Strophe: „Trotz dem alten Drachen“, die „dem alten Drachen“, dem Satan, Tod und Todesfurcht gleichsam den Speer des kompletten Chores entgegenschleuderten. Stilsicher begleiteten die jungen Musiker Anselm Bautsch, Trompete, und Daniel Boontje, Kontrabass, den Chor. Jack Day wirkte an der kleinen Chororgel im Querschiff.
Die begeisterten Zuhörer spendeten lebhaften Beifall, der leider nicht durch eine Zugabe belohnt wurde.