Von Markus Bautsch
„Eine neue Stadt ersteht“, so lautete 1992 das Motto des 91. Deutschen Katholikentages in Karlsruhe. Ganz offensichtlich wurde dieser Leitgedanke dem großartigen, dreistrophigen Kirchenlied „Eine große Stadt ersteht“ (Gotteslob 479) entlehnt, das die Benediktinerin Silja Walter (1919 bis 2011) 1965 gedichtet hat. Die Melodie wurde von dem Priester, Kirchenmusiker und Hochschullehrer Josef Anton Saladin (1908 bis 1996) komponiert. Das Lied haben wir im September 2017 beim Eröffnungsgottesdienst für unseren Pastoralen Raum gesungen.
Die erstehende Stadt steht für das Himmlische Jerusalem aus dem 21. Kapitel der Offenbarung des Johannes. Dieses Motiv wurde für die Errichtung unseres Pastoralen Raumes im September 2017 als Leitgedanke aufgegriffen. Wir finden es in unserem Pastoralen Raum gleich zweimal in Kirchenfenstern:
Die Vorderseite des für den Eröffnungsgottesdienst angefertigeten Gebetbildes zeigt das Himmlische Jerusalem aus dem Kloster St. Augustinus. Als meditativ-geistliches und gleichzeitig den ganzen Pastoralen Raum verbindendes Motiv soll es auch etwas über den Prozess der kommenden Jahre ausdrücken.
In den drei Strophen des Kirchenliedes werden nacheinander Lob, Bitte und Dank ausgesprochen, und sie haben jeweils Reimfolge AABCCB, wobei die Teile A und C immer aus sieben und der Teil B auf fünf Silben bestehen.
Die erste Strophe beschreibt das Himmlische Jerusalem nach der Offenbarung: sie beginnt mit den Worten „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde“ und „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen“. Später heißt es dann „Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm“.
1.
Eine große Stadt ersteht,
Die vom Himmel niedergeht
In die Erdenzeit.
Mond und Sonne braucht sie nicht;
Jesus Christus ist ihr Licht,
Ihre Herrlichkeit.
Die zweite Strophe drückt die Bitte der Christen aus, in dieses neue Jerusalem aufgenommen zu werden. Die Stadt kann nach der Offenbarung durch eines der zwölf Tore betreten werden: „Die Stadt hat eine große und hohe Mauer mit zwölf Toren und zwölf Engeln darauf. Auf die Tore sind Namen geschrieben: die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels.“ Später heißt es: „Ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“ Im Brief des Apostels Paulus an die Galater steht dazu passend: „Das himmlische Jerusalem aber ist frei, und dieses Jerusalem ist unsere Mutter.“
2.
Durch dein Tor lass uns herein
Und in dir geboren sein,
Dass uns Gott erkennt.
Lass herein, die draußen sind;
Gott heißt Tochter, Sohn und Kind,
Wer dich Mutter nennt.
In der dritten Strophe wird schließlich der Dank an die Trinität von Gottvater, Heiligem Geist und Gottes Sohn gerichtet. Das „unsterbliche Gottesvolk“ wird in der Offenbarung ebenfalls erwähnt: „Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein“ sowie „Der Tod wird nicht mehr sein“.
3.
Dank dem Vater, der uns zieht
Durch den Geist, der in dir glüht;
Dank sei Jesus Christ,
Der durch seines Kreuzes Kraft
Uns zum Gottesvolk erschafft,
Das unsterblich ist.
Nach der Offenbarung sind die zwölf Tore Perlen, und die Stadtmauer ist auf zwölf mit Edelsteinen geschmückten Grundsteinen gebaut, auf denen die zwölf Namen der Apostel des Lammes stehen. Über die Schönheit und die Beständigkeit eines solchen Fundaments lässt sich vielfältig meditieren…
Januar 2018