Die Marienbildnis „Von der immerwährenden Hilfe“, das sich im rechten Seitenschiff der Kirche St. Alfons befindet, ist ganz eng mit dem Wirken der Redemptoristen an diesem Ort verbunden. Die 1932 erbaute Kirche gehörte jahrzehntelang zum Kloster der in Marienfelde ansässigen Redemptoristen. Noch im Jahr der Kirchweihe wurde die von Papst Pius XI. gesegnete Marienikone, die die Ordensgemeinschaft als Geschenk von ihrem Generaloberen erhalten hatte, in der Kirche aufgestellt. Besonders auch in der folgenden Zeit der nationalsozialistischen Bedrohung suchten viele Ordens- und Gemeindemitglieder das Gebet zur Mutter der immerwährenden Hilfe. Den Bombenangriff im Sommer 1944, als das Kloster zerstört und die Kirche stark beschädigt wurde, überstand die Ikone unbeschadet.
Neben der Evangelisierung und der Fürsorge für die Armen sind die Redemptoristen große Marienverehrer; dabei erfährt die Ikone „Maria, Mutter von der immerwährenden Hilfe“ besondere Wertschätzung. Überall auf der Welt, wo Redemptoristen leben und wirken, findet man ikonographische Kopien dieses Gnadenbilds. Es gilt als eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Marienbilder überhaupt.
Die aus dem 14. Jahrhundert auf der Insel Kreta geschaffene, byzantinische Original-Ikone befindet sich heute in der Kirche des Erlösers und des heiligen Alfons von Liguori in Rom (Sant'Alfonso).
Als Pfarrer Karcz im Herbst 2014 auf einer Fortbildungsreise des Erzbistums Berlin die Philippinen besuchte, wo die Redemptoristen besonders aktiv sind, entdeckte er die Ikone „Von der Mutter der immerwährenden Hilfe“ in vielen philippinischen Kirchen. In der Hauptstadt Manila ist diesem Marienbildnis sogar eine riesige Kirche, die Baclaran Redemptorist Church (National Shrine of Our Mother of Perpetual Help) geweiht, in der sogar Papst Johannes Paul II. im Jahr 1981 eine Messe zelebriert hat.
Auf den Philippinen wird die „Heilige Jungfrau Maria von Baclaran“, wie die Maria der immerwährenden Hilfe hier oft bezeichnet wird, sehr verehrt, und in vielen Kirchen und Kapellen finden ihr zur Ehre wöchentlich Gottesdienste statt. Bildliche Darstellung
Die Ikone zeigt Maria mit Jesus auf dem Arm, wobei die Mutter Gottes nicht auf ihren Sohn blickt, sondern den Betrachter ruhig, aber mit etwas traurigen Augen anschaut, wodurch ihre mitfühlende Aufmerksamkeit gegenüber den Sorgen der Menschen ausgedrückt wird. Die Farbe Blau ihres Mantels steht für den Glauben, die Wahrhaftigkeit und den Schutz, während das rote Untergewand das Ineinanderwirken von Leid und Liebe symbolisiert.
Jesus schaut auf den seitlich von ihm schwebenden Erzengel Gabriel, der die Leidenswerkzeuge Kreuz und Nägel (in unserer Ikone nur schwer am Fuß des Kreuzes zu erkennen) trägt. Der Erzengel Michael auf der linken Seite hält die anderen Leidenssymbole in seinen Händen: das Gefäß mit der Galle, die Lanze und den Rohrstock mit dem aufgesetzten Schwamm. Aus Respekt gegenüber Gott sind die Hände der Engel verhüllt.
Die Darstellung, dass Jesus eine Sandale verliert, soll einerseits als Folge seines Erschreckens beim Erblicken des Kreuzes und des damit verbundenen Leidensweges hindeuten, andererseits auf seine „Erniedrigung wie ein Sklave“ (Phil 2:7) hinweisen. Sklaven durften sich in der Öffentlichkeit nur ohne Schuhe zeigen. Die grüne Farbe seiner Tunika steht für Leben und Hoffnung, das Braun des Untergewandes weist auf seine Erd- und Weltverbundenheit hin.
Die Anordnung der Hände versinnbildlicht die Beziehung von Maria und Jesus: So trägt die linke den Sohn und gibt ihm Halt, während die rechte, nach oben geöffnete Hand zusammen mit den beiden Händen von Jesus die optische Mitte der Ikone in Höhe des Herzens von Maria bestimmen. Sie symbolisieren die innere Haltung Marias: Ihre Hand gewährt dem ängstlichen Jesus, der mit beiden Händen den Daumen seiner Mutter umklammert, nicht nur mütterlichen Schutz, sondern signalisiert auch Empfangsbereitschaft. Die geöffnete Hand in Nähe zu ihrem Herzen lädt ein, seine Hand auch in ihr Herz zu legen. Überträgt man diese Marienhaltung auf die zu ihr Betenden, gewährt sie auch denen Schutz und Hilfe, die auf sie vertrauen. Dadurch, dass Maria den Betrachter anschaut, lädt sie ihn ein, mit all seinen Ängsten, Sorgen und Nöten zu ihr zu kommen und für ihn da zu sein, so wie sie es als Mutter auch für Jesus getan hat.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts soll das auf Kreta entstandene Gnadenbild von einem Kaufmann gestohlen und nach Rom verbracht worden sein, wo es fast 300 Jahre den Hochaltar der Klosterkirche San Matteo der Augustiner-Eremiten zwischen Santa Maria Maggiore und dem Lateran schmückte. Nach der Zerstörung der Kirche beim Einzug der napoleonischen Truppen im Jahr 1798 zogen die Augustiner-Eremiten in das Kloster Santa Maria in Posterula, in deren Kirche sich auf dem Altar bereits ein Marienbild befand, weshalb die Ikone in einer kleinen Hauskapelle aufgehängt wurde und so bald in Vergessenheit geriet.
Schließlich erinnerte sich ein früherer Ministrant bei den Augustinern, der später in den Redemptoristenorden eintrat, an das Marienbildnis mit den beiden Engeln, die die Leidenswerkzeuge Jesu halten. Die Redemptoristen verehren besonders dieses Gnadenbild von der Mutter der immerwährenden Hilfe, da es die Symbole ihrer Spiritualität (Marienverehrung und Betrachtung des Leidens Christi) enthält. Die Passionswerkzeuge Lanze, Essigschwamm und Kreuz finden sich übrigens auch im Wappen der Redemptoristen wieder.
Nach einer Vorsprache bei Papst Pius IX. wurde den Redemptoristen die Ikone im Jahr 1865 übertragen und befindet sich seitdem in der Kirche des Redemptoristenklosters Sant'Alfonso in Rom, das an jener Stelle erbaut wurde, wo sich die frühere Klosterkirche San Matteo befunden hatte, in der das Gnadenbild schon einst sehr verehrt worden war (siehe oben). 1867 wurde das Darstellung Mariens noch mit einer Krone ergänzt.
Auch die Gemeinde Mater Dolorosa ist übrigens im Besitz einer solchen Marienikone. Die benachbarten Redemptoristen haben in der Gemeinde Mater Dolorosa mehrfach erfolgreiche Volksmissionen durchgeführt. Sie regten wahrscheinlich auch in Lankwitz die Anschaffung des Marienbildes der immerwährenden Hilfe an. Die Ikone konnte nach dem Bombentreffer im August 1943 aus der brennenden Kirche gerettet werden, weist aber seitdem erhebliche Rußspuren auf. Sie hängt in der Sakristei.
Annelen Hölzner-Bautsch